Hier kommt der vierte und letzte Teil meiner persönlichen Beobachtungen zum Reisen mit Junior. Er ist inzwischen 19 Monate alt und hat ungefähr 6 Monate seines Lebens unterwegs verbracht. Ich hatte schon mehr als 100 Länder vor seiner Geburt bereist und war möglichst jeden freien (Urlaubs-)Tag, Semesterferien, Auslandssemester und Auslandspraktikum etc. unterwegs. Im Laufe der Zeit sammelt man Erfahrung und entwickelt individuelle Routinen. All das habe ich in meine Reisen mit Nachwuchs einfließen lassen. Unterwegs sein ist für mich das Normalste der Welt. Ein Kind zu haben, ist, wenn man in der Mutterrolle erstmal angekommen ist, ebenfalls das Natürlichste der Welt. Das Eine schließt das Andere also nicht aus und so kombinieren sich die mütterlichen und die Reise-Instinkte & Routinen J!

Unterwegs sein liegt uns im Blut

Angekommen in einem neuen Land sind meine ersten beiden Organisationspunkte auf der To-Do-Liste Bargeld in lokaler Währung (Wechselkurs sollte man vorab in Erfahrung gebracht haben!) sowie eine lokale SIM-Karte (für mein Dual-SIM-Smartphone, falls außerhalb von EU-Roaming) zu besorgen. Und dann geht´s ab in die Unterkunft, das Reisegepäck erstmal loswerden (ggf. Transfer oder Mietwagen vorab wegen Kindersitz organisiert, ansonsten bzgl. Öffentlichem Verkehr schon vorher informiert!). Und Junior inspiziert üblicherweise inzwischen gleich unser neues (Hotel-)Zimmer – bzw. ich entferne potentielle Gefahrenquellen (Zerbrechliches wegräumen/nach oben etc.).

Bei Rundreisen buche ich übrigens immer die erste Nacht und den Rest meistens von Tag zu Tag. Den Abflugort sehe ich mir nach Möglichkeit erst kurz vor der Heimreise an. So habe ich einen Puffer, falls etwas auf dem Weg dorthin schiefgeht, ohne meinen Rückflug zu verpassen. Bei sämtlichen Abfahrtszeiten insbesondere mit den Kleinen einfach noch ein bisschen mehr Puffer einplanen – das gilt auch für Bus, Zug und Flugzeug! Beim Mietwagen, Transfershuttle oder Taxi sind Kindersitze nach Möglichkeit schon vorab gebucht. Im Bus wähle ich nicht die vordersten Reihen.

Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Kleiner die Aufmerksamkeit anderer Leute genießt. Es hat nicht lange gedauert, da hat er mit Fremden zu „flirten“ begonnen. Wenn die umstehenden Leute zum Lächeln anfangen, geht mein Blick auf meinen Sohn, der üblicherweise seine Mitmenschen mit seinem Grinsen verzaubert, oder ihnen neuerdings sogar zuwinkt. Es ist einfach nur schön, wie vorurteilsfrei Kinder Kontakte knüpfen. Berührungsängste hat er nicht und richtig gefremdelt hat er auch nicht wirklich, nachdem es für ihn von Anfang an normal war, unter Leuten zu sein. In der Babytrage zu sitzen, bietet Nähe und Sicherheit zu Mama und Papa und gleichzeitig unterstützt sie ihn, seine Neugierde auf die Welt auszuleben. Es wird immer ganz interessiert links und rechts die Umwelt betrachtet. Und wenn er müde ist, dann schläft er (meistens) ganz einfach ein. Auf Reisen hatte ich lediglich das Gefühl, dass er mehr Schlaf benötigt, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Für mich dennoch nichts Ungewöhnliches.

Tragen = Nähe und Geborgenheit = Sicherheit = Liebe = vieles mehr

Babys sind anpassungsfähiger als man denkt. Es dreht sich halt alles um die Bezugspersonen, insbesondere die Mama, und die gibt Stabilität. Unterwegs fand ich das Tragen immer besonders wertvoll, um meinem Kleinen durch die Nähe Sicherheit zu geben. Den Flip vorne zu tragen hat den Vorteil, dass der Blickkontakt und ein Lächeln gegenseitig bestätigen, dass für meinen kleinen Schatz alles in Ordnung ist. Die Trage ist einfach ein integriertes „Kuschelsystem“ und sorgt trotzdem dafür, dass man die Hände frei hat. Außerdem, wenn man vorne das Kind trägt, hat ein Tagesrucksack auf dem Rücken Platz. Und auch hier nehme ich unterwegs immer meine Lieblingsstücke mit, die sich einfach bewährt haben. Eine Gürteltasche zu tragen oder den Papa für den Tagesrucksack dabei zu haben, ermöglichen es natürlich auch, hinten zu tragen.

Unterwegs wird man immer Improvisationstalent beweisen müssen. Man kann erstens nicht alles planen und zweitens läuft auch nicht immer alles nach Plan. Aber Flexibilität fordern uns die lieben Kleinen ja auch daheim ab!

Die Trage ist übrigens im Notfall auch ein Allrounder. Ein Beispiel waren für mich Taxifahrten. Es waren bei Taxis nicht immer Kindersitze organisierbar und in manchen Ländern auch weder Pflicht, noch üblich. Unser Kompromiss war es dann, dass derjenige mit dem Kind in der Trage auf der Rückbank gesessen ist und sich zwischen eigenem Bauch und Kinderbauch angeschnallt hat, während man den Kopf mit der Hand gestützt hat. So wurde unser KOKADI Flip auch einige Male zum Kindersitz im Auto!

Wer eine solche Improvisation vermeiden möchte, sollte einen Kindersitz ohne Isofix lieber zum Reisegepäck einplanen (ggf. auf Freigabe für Flugzeuge achten!)! Jeder ergreift andere Sicherheitsmaßnahmen und trifft Entscheidungen nicht nur für sich selbst, sondern sein Kind. Bei allem, was wir tun, müssen wir potentielle Risiken abschätzen können und FÜR UNS und UNSERE Familie eine entsprechende Entscheidung treffen. Hauptsache, man ist sich seiner Verantwortung bewusst und trifft bewusste Entscheidungen.

Das tägliche Leben mit Baby unterwegs

Jedes Land hat eine unterschiedliche Infrastruktur und Gesetzgebung. So wie das mit dem Kindersitz woanders noch so ist, wie bei uns bis vor 25 Jahren (Kindersitze wurden in Deutschland erst Anfang der 1990er Jahre Pflicht), hält es sich auch mit allem Anderen.

Vor vielen Jahren waren in Mitteleuropa Stoffwindeln noch die Norm, heute sind sie eher die Ausnahme. Welche Windeln für euch besser passen: probiert es aus! Stoffwindeln muss man halt waschen, aber in Ferienwohnungen findet man oft Waschmaschinen und auch ansonsten mangelt es meistens nicht an Waschsalons, um seine Wäsche mindestens 1x wöchentlich waschen zu können. Oft gibt es für wenige Euros sogar in Hotels oder Ferienanlagen einen Waschsalon für Gäste!

Zumindest in größeren Städten sind die Supermarktregale meist gut mit Windeln bestückt. Man kann Windeln fast überall kaufen, lediglich die Qualität variiert. Hier eine Auswahl meiner Erfahrungen: 

-  Pampers in Spanien heißen „Dodot“ und die Laschen sind schlechter verarbeitet 

-  Pampers in Russland sind parfümiert 

- Pampers in China sind uns ständig übergelaufen 

- In Australien hätte ich Pampers nur im Versandhandel bestellen können und mit 2 weiteren, getesteten Marken war ich persönlich nicht restlos zufrieden

Je nach Reisedauer hatte ich fast immer pauschal 1 Windelpackung und 1 Packung Feuchttücher eingesteckt; der Rest wurde dann vor Ort nachgekauft.

Auch Beikost und Milchpulver etc. kann man in gut sortierten Supermärkten rund um die Welt bekommen. Oft findet man auch aus Mitteleuropa importierte Marken, die man preislich teils mit Gold aufwiegen kann.

In der Beikost-Zeit (während unserer Transsib-Tour) hatten wir anfangs für ein paar Tage Gläschen dabei und uns dann während unserer 10-wöchigen Reise in den Städten immer für ein paar Tage mit Beikost eingedeckt. Immer so viel abhängig davon, wann wir geplant hatten, das nächste Mal in eine größere Stadt mit entsprechender Infrastruktur zu gelangen. Es lohnt sich auch, sich bei den Einheimischen umzuhören, was Babys vor Ort bekommen. In der Mongolei war dies ein Fleisch-Reis-Brei (ohne Gemüse!). Von Thailand hat eine Freundin berichtet, dass ihr Kleiner dort die „Baby Thai Soup“ tagtäglich genüsslich verspeist hat. Wenn ihr Beikost lieber selbst für eure Lieblinge zubereitet, dann benötigt ihr wiederum mehr Infrastruktur, die ihr einplanen müsst. Eine Kochstelle in der Unterkunft sollte dann vorhanden sein!

Schaut euch um, wo der nächste Supermarkt in der Nähe eurer Unterkunft liegt. Wasser, Windeln und Waschpulver sind heiße Kandidaten.

Beim Leitungswasser bin ich extra vorsichtig. Zum Trinken habe ich insbesondere für meinen Kleinen immer Trinkwasser in Flaschen gekauft. Sowohl als Getränk, als auch zum Milchpulver anmischen. Vorsicht ist besser als Nachsicht! Ein Wasserkocher gehört wiederum beinahe überall zur Standard-Ausrüstung. Bei der Buchung einer Unterkunft könnt ihr sowas aber auch erfragen!

Wenn was fehlt, man kann beinahe alles auch unterwegs einkaufen! Nicht aus Panik zu viel einpacken!! Es gibt auch in anderen Ländern Babys und die gedeihen meistens auch ganz gut!

Die Wickelmöglichkeiten unterwegs waren durchwachsen. Meistens musste man improvisieren und eine Unterlage irgendwo, notfalls am Boden ausbreiten, um das Kind zu wickeln. Improvisationstalent ist einfach stets gefragt. Ein Kleidungsstück als weiche Unterlage für den Kopf meines Sohnes musste oft herhalten. Manchmal hat es auf Tischen geklappt, andere Male auf der Küchenzeile in der Ferienwohnung oder eben auf dem Bett. Und in Australien und Südkorea waren wir total verwöhnt, weil jede Einkehrmöglichkeit, jedes Museum und jeder Supermarkt über eine (teils luxuriöse) Wickeleinrichtung verfügt hat. In Australien gab es nicht nur Wickelstationen, sondern auch noch Mikrowellen und Stillecken…überall!! Das war sehr angenehm!

Bei der Wahl zum Einkehren habe ich neben dem Blick auf die Preisliste stets einen Blick auf die Ausstattung geworfen. Ob es Hochstühle gab, wie es um die Hygiene und kindertaugliches Essen stand und ob es Wickelräume gab… Die Prioritäten ändern sich eben. Wenn das auf den ersten Blick nicht offensichtlich war, habe ich auch mal nachgefragt.

Ein paar Kekse und ein Strohhalmbecher mit Getränken sind bei mir immer im Tagesrucksack für den schnellen Heißhunger unterwegs. Wenn man nicht einkehren kann oder möchte, dann am besten morgens je nach Tagesprogramm schon überlegen, Verpflegung für den Tag aus einem Supermarkt zu organisieren. Zum Stillen hat sich immer irgendwo ein Plätzchen gefunden, mal komfortabler und mal weniger komfortabel. Während dem Jakobsweg habe ich mich zum Stillen beispielsweise mal auf einen Strohballen gesetzt, weil sonst weit und breit nichts Anderes verfügbar war.

Auch wenn man mehrere Fremdsprachen spricht, kann die Verständigung unterwegs zur Herausforderung werden. In China habe ich das besonders anspruchsvoll empfunden. Die Kombination aus lokaler SIM-Karte (für Internet), einer vorab installierten VPN-App sowie einer offline-Translator-App haben allerdings eine veritable Kommunikation ermöglicht! Toll, was die Technik heute alles vereinfacht! Auch die Offline-Karten helfen bei der Navigation immens weiter und vermeiden, beispielsweise von Taxifahrern über´s Ohr gehauen zu werden. Schaut euch einfach meine Empfehlungen für Apps für unterwegs (siehe Teil #1 Planung & Vorbereitung) an, und entscheidet vorab, was EUCH eine Erleichterung bringen könnte!

Der Tagesablauf

Wenn der Nachwuchs glücklich ist, hat man selbst ein „einfaches Leben“. Deswegen am besten nicht zu viel Unruhe in den Tagesablauf bringen! Ich habe immer versucht, mich in der Gestaltung des Tagesablaufs nach dem Rhythmus und den Vorlieben meines Sohnes bezüglich Essen, Schlafen und Spielen zu orientieren. Wenn er glücklich war, war ich es auch! Dabei habe ich beinahe schon einen Kontrollblick auf die Uhr entwickelt. Wann und wie lange er schläft insbesondere und wie lange die Abstände zwischen seinen Mahlzeiten sind etc. Ein Stück weit habe ich das daheim zwar auch so gemacht, unterwegs hatte ich aber auch noch weitere „kritische Fixpunkte“ im Hinterkopf. Stillen bei der Passkontrolle ist zum Beispiel kein praktischer Zeitpunkt. Und insbesondere die Mahlzeiten kann man schon einmal lenken bzw. vorziehen. Beim Spazieren gehen respektive Sightseeing hat mein Kleiner meistens geschlafen, das habe ich dann tendenziell auf seine üblichen Schlafenszeiten gelegt. Und die Essenszeiten habe ich meistens auf einen Cafébesuch oder eine Picknick-Gelegenheit im Park gelegt. Außerdem muss genügend Zeit zum Spielen und Austoben vorhanden sein. Meistens war das im Anschluss ans Essen. Oder während dem Essen war das Lieblings-Spielzeug über Monate hinweg ein Löffel. Grundsätzlich finden sich die Kleinen Alltagsgegenstände als Spielzeuge. Mit richtigen Spielzeugen muss man gar nicht übermäßig vorsorgen, sondern kann ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Außerdem bieten kinderfreundliche Lokale auch ein paar Spielsachen. Unsere Kleinen entdecken die Welt – und das gilt auch für unseren (langweiligen) Alltag. Bei den Alltagsgegenständen hatte ich lediglich einen Blick auf potentielle „worst case“-Szenarien, beispielsweise Dinge aus Glas, die schlimmstenfalls zerbrechen können. Einmal wusste ich nicht, aus welchem Material ein Dekor-Gegenstand ist und habe ihn selbst getestet bevor ich ihn meinem Sohn überlassen hätte. Noch rechtzeitig hatte ich festgestellt, dass er aus Glas gewesen ist und hatte mich glorreicherweise selbst an den Scherben geschnitten. Gut, dass ich Pinzette und Pflaster im Erste Hilfe Set griffbereit hatte!

Ein paar (Lieblings-)Spielsachen verstecke ich kurz vor der Reise und habe sie dann unterwegs für meinen Kleinen griffbereit. Dann ist es ein bewährtes Spielzeug, das wieder interessant ist. Solche Spielsachen müssen bei mir aber klein und leicht sein, und sich mit meinem Allround-Karabiner am Rucksack befestigen lassen. So ein Karabiner ist übrigens für viele Dinge praktisch (z.B. auch als Schlüsselanhänger oder zum dreckige Schuhe außen am Rucksack fixieren).

Mit vorab gebuchten Tagesausflügen bin ich eher zurückhaltend. Ich möchte meinen Sohn nicht einem fixen Korsett unterwerfen, zu welcher Uhrzeit Essens- und Pausenzeiten sind. Bis jetzt habe ich an (kurzen) Führungen nur spontan teilgenommen und ansonsten möglichst alles selbst mit Mietwagen und so selbst organisiert. Aber auch hier…ihr wisst am besten, was mit euren Kleinen funktioniert, und was nicht. Und bleibt auch offen, Vorlieben können sich mit dem Alter auch ändern. Keine Reise gleicht der anderen. Ich konnte bereits feststellen, dass Spielplätze, Strände und Parks hoch im Kurs stehen. Mein Tagesprogramm sieht inzwischen weniger Museumsbesuche, sondern eher kinderfreundlichere Dinge vor. Aber macht euch nicht verrückt, viele Sehenswürdigkeiten lassen sich auch einfach kinderfreundlich gestalten. In Südkorea beispielsweise war jeder Palastbesuch in den Augen meines Sohnes ein Sandkasten-Besuch. Während er mit dem Sand und den Kieselsteinchen gespielt hat, konnte ich tolle Bauwerke bewundern. Es finden sich immer irgendwie Kompromisse!

Wind und Wetter

Der beste Sonnenschutz ist immer noch langärmelige Kleidung. Neben einem UV-Sonnenhut habe ich noch auf eine spezielle Sonnencreme für Babys mit hohem LSF gesetzt…und manchmal auch auf eine Baby-Sonnenbrille. Bei ultraheißen Temperaturen sind wir aber nicht um Kurzärmeliges herumgekommen. Mit Sonnenhut und Sonnencreme sind wir dann allerdings sehr dahinter. Babyhaut ist tendenziell sensibler, also lohnt es sich, genauer darauf zu achten. Auch die Wahl der Sonnencreme ist Geschmackssache. Wir haben 4 verschiedene Baby-Sonnencremes getestet und unsere Favoriten gefunden. Ein Favorit ist eine super Sonnencreme mit „reisetauglicher“ Verpackung. Ein zweiter Favorit wird daheim verwendet, denn die Verpackung neigt leider zum Kaputtgehen. Testet euch mal durch…jeder hat einfach andere Favoriten!

Für den Strand hatte ich eine spezielle, langärmelige UV-Badekleidung und Badeschuhe besorgt. Es können am Strand immer mal Scherben herumliegen. Badeschuhe sind auch rutschfest und haben sich ebenfalls bei offenen Duschen bewährt, wenn mein Sohn zum Planschen zu mir in die Dusche kommen wollte. Die langärmelige UV-Badekleidung trocknet schnell, schützt vor der Sonne und verhindert einen Hitzeschlag. Ob man eine Schwimmwindel darunter anzieht, ist Geschmackssache und kommt auch darauf an, ob ihr im Garten, Strand oder Schwimmbad seid…

Wenn es eher kälter ist, dann schwöre ich auf die Zwiebeltechnik (mehr dazu siehe Teil #3 Wandern mit Baby). Außerdem habe ich einen Fleeceanzug für ihn so sehr geliebt, dass er ihn letztendlich in 3 verschiedenen Größen hatte. Kleines Packmaß und große Wirkung! Wenn ihr Softshell oder Wollwalk lieber verwendet, dann ist das selbstverständlich ebenfalls legitim! Verwendet ihr daheim gerne Stulpen und ist das Wetter am Reiseziel vergleichbar, dann steckt sie auch für unterwegs ein. Abgesehen davon hatte ich eine Jackenerweiterung für meine Windstopper-Jacke, unter der er notfalls warm und gut behütet aufgehoben war.

Wenn man in flachen Gefilden unterwegs ist, dann ist ein Notfall-Regenschirm wegen möglichem Wind schwierig. Es ist wirklich eine „Qual der Wahl“, was man als Regenschutz für den Notfall dabeihat. Ein Profi-Regenponcho mit sehr hoher Wassersäule war auf dem Jakobsweg in jedem Fall ein bewährter Begleiter. Erkundigt euch, lasst euch im Fachgeschäft bezüglich eurer Vorhaben beraten…und dann entscheidet!

Essen und Trinken

Irgendwie habe ich ein Faible für muslimische Länder. Die Leute sind dort besonders kinderfreundlich. Wenn man allerdings noch (voll) stillt, kann es dort kulturell eine ganz schöne Herausforderung werden. Auch die USA sind was das Stillen angeht ziemlich schwierig. Am besten ihr erkundigt euch schon vor Abreise, was kulturell in eurem Reiseziel angemessen ist. Und im Zweifelsfall sowieso immer andere Mütter beobachten und einfach frisch, munter, fröhlich, offen fragen, was ortsüblich ist.

Ich habe gerne und lange (voll) gestillt. Es war immer verfügbar und unendlich praktisch unterwegs. Um Sterilisation der Fläschchen unterwegs musste ich mir nie Gedanken machen. Und wenn ich wusste, dass gleich ein Grenzübergang oder andere Unpässlichkeiten anstehen würden, habe ich meinem Kleinen einfach kurz vorher die Brust angeboten, damit wir das Thema dann zu kritischen Zeiten „durch“ hatten.

Die meisten Länder sind sowieso viel kinderfreundlicher als bei uns. Und wenn man nett fragt, bekommt man auch heißes Wasser für das Milchfläschchen oder was man sonst noch so an Kleinigkeiten braucht. Mit Nachwuchs genießt man unterwegs tatsächlich ein Stück weit „Welpenschutz“, finde ich. Seit ich abgestillt habe und auf Folgemilch setze, ist logistisch schon mehr zu beachten. Für den Flieger habe ich die passende Menge Milchpulver bereits in die Fläschchen abgefüllt, so dass sie nur noch mit heißem Wasser aufgefüllt werden müssen. Milchpulver ist lichtempfindlich, deswegen bleibt das mit Pulver abgefüllte Fläschchen im Rucksack verstaut, bis es in Einsatz kommt. Ansonsten sind natürlich dieselben „Regeln“ mit Abkochen etc. wie zu Hause auch zu beachten. Auf einen Wasserkocher oder heißes Wasser ist man gewissermaßen angewiesen. Spielt eure üblichen Tagesabläufe gedanklich mal durch und bereitet gegebenenfalls Fläschchen, Milchpulver und etwas zum Umrühren entsprechend vor!

Wenn die Beikost-Zeit vorbei ist, dann wird es mit dem Mit-Essen spannend. Mein Kleiner hat auch Känguru-Burger mit mir mitgegessen. An manchen Tagen hat er reingehauen und an anderen Tagen war er nach meiner Einschätzung „auf Diät“. Aber insbesondere die Kleinen holen sich schon das, was sie brauchen. Und die Gelüste basieren in erster Linie darauf, was es dem Körper ermangelt. Deswegen sehe ich das alles ziemlich sportlich, wenn Extreme nicht länger anhaltend sind. An dem, was wieder „rauskommt“, erkennt man ja auch, dass alles normal ist! Unser Körper und unser Instinkt sind verdammt klug und wir vertrauen leider zu selten darauf!

In jedem Fall ist es aber wichtig, genügend Flüssigkeit dabei zu haben. Trinkwasser aus Flaschen hatte ich immer ausreichend, oder habe es gegebenenfalls in Supermärkten, Kiosks oder Cafés nachgekauft. Für den Notfall-Heißhunger unterwegs habe ich meistens auf Kekse, manchmal auch Quetschies gesetzt. Für die Kekse hatte ich von zu Hause schon Zipper-Beutel dabei, die sich vielfältig unterwegs einsetzen ließen. Aber niemand kennt den Geschmack eures Kindes so gut wie ihr. Habt ein paar Lieblingssachen dabei und bedenkt ggf. die Verderblichkeit und wie alltagstauglich die jeweilige Speise mit Besteck ist etc. ebenso wie die jeweilige Versorgungslage vor Ort aussieht!

Schlafrhythmus

Mein Junior ist grundsätzlich ein Frühaufsteher. Nach dem Aufstehen muss er sich erstmal austoben. Wenn die Zähne geputzt, die Windeln gewechselt und gefrühstückt wurde, machen wir uns auf den Weg. Gut eingepackt in die Babytrage. Nach ein bisschen Umsehen steht dann meist auch der erste Vormittagsschlaf an. Dann irgendwann Mittagessen und sich austoben und am Nachmittag das nächste Schläfchen. Je nach Alter variieren die Zeiten und die Dauer seiner Nickerchen. Spaziergänge oder Auto- und Busfahrten habe ich allerdings nach Möglichkeit auf seinen voraussichtlichen Schlafrhythmus abgestimmt. Am Abend davor überlege ich normalerweise das Programm für den nächsten Tag, bei der Reihenfolge wird dann je nach Lust und Laune von meinem Kleinen improvisiert. Spaziergänge und Pausen werden auf ihn und seinen jeweiligen Rhythmus abgestimmt.

Längere Autofahrten sind bei uns immer ein Drama. Die legen wir auf die Nacht. Alles ist dann am Vorabend schon ins Auto gepackt. Nachts gegen 2-3 Uhr (je nach Fahrtzeit) stehen wir dann auf und setzen ihn praktisch unmittelbar vor Abfahrt in den Kindersitz. So kann er dann weiterschlafen und die Fahrt ver-schlafen. Im Auto habe ich für den Notfall immer ein Kuscheltuch oder eine Babydecke. Wenn es nämlich nachts kalt ist, kann ich ihn damit auch zudecken.

Seltene Male war er müde, aber zum Einschlafen zu aufgedreht. Ein super Trick ist dann, die Kopfstütze der Babytrage festzumachen und ein Spucktuch oder Schnuffeltuch so drüber so legen, dass er aus der Trage nicht mehr raussehen kann. Einschlafen ging dann ohne Ablenkung plötzlich ratzfatz! Das hat allerdings nur im Zug oder Flugzeug geklappt, wo man sich frei bewegen kann…

Der Schlafrhythmus hat sich durch die Reise selbst bis auf längere Schlafenszeiten kaum verändert. Lediglich bei Zeitumstellung in ein neues Land hat er ungefähr 2-3 Stunden pro Tag verdaut. Als wir Richtung Osten geflogen sind, sind wir am ersten Tag noch ziemlich spät und schon bei Dunkelheit ins Bett gegangen, während wir die ersten Tage länger geschlafen haben. Tageslicht hat bei der Umstellung geholfen, die einfach schrittweise vonstattenging. Innerhalb von maximal 5 Tagen waren wir immer in der neuen Zeitzone vollständig angekommen. Die Zeitumstellung Richtung Westen ging bei uns immer schneller und einwandfreier. Für kurze Urlaubsreisen wähle ich daher gerne ein Reiseziel mit maximal 3 Stunden Zeitverschiebung, reise tendenziell in Richtung Osten und gönne uns einen extra Zeitumstellungs-Tag zu Hause, bevor der Alltag wieder startet. Als mein Sohn 18 Monate alt im Mai wurde, kamen wir gerade aus Südkorea zurück. Die Zeitumstellung von 7 Stunden hat er in beide Richtungen sogar innerhalb von 1 Tag gemeistert. Hier hatten wir allerdings auch einen Direktflug. Ohne Umsteigen kam halt auch keine unnötige Unruhe rein. Übrigens: keine Scheu vor langen Flügen! Die Zeit vergeht viel schneller als man schauen kann.

Und nachdem das Thema „Schlafen“ echt wichtig ist, auch noch ein paar Worte zu nachts. Sagen wir so, wir machen unterwegs keine Experimente, die Routinen von daheim werden möglichst übernommen. Als er daheim am Anfang bei mir im Bett geschlafen hat und voll gestillt wurde, haben wir das auf Reisen natürlich auch so gemacht. Als er daheim dann mit fast 10 Monaten angefangen hat, im Babybett zu schlafen, habe ich bei den darauffolgenden Reisen ebenfalls Babybetten dazu gebucht (und diese mit einem Kuscheltuch mit Duft von daheim ausgelegt). Manchmal hat er wie zu Hause darin durchgeschlafen, aber meistens ist er irgendwann zum Kuscheln zu mir ins Bett umgezogen. Die neueste Phase daheim ist, dass er ein großes Bett zum Schlafen braucht. Das Babybett im Kinderzimmer musste einem 1,40m-Bett weichen. Seitdem buche ich unterwegs auch kein Babybett mehr, sondern lasse ihn dann im „Familienbett“ schlafen. In Südkorea hatte ich daher immer ein extra breites Bett gebucht, und das Schlafen lief beinahe besser als daheim. Allerdings bin ich selbst dann auch stets früh ins Bett gegangen und habe kein Babyphone oder eine Babyphone-App für´s Handy benötigt. Mal sehen, wie es dann bei der nächsten Reise läuft!? Die Devise lautet: Flexibel bleiben und die Bedürfnisse des Kindes respektieren! Das ist mein Weg mit meinem Kind…hört in euch hinein, vertraut eurem Instinkt und ihr findet EUREN individuellen Weg! Für uns funktioniert das so sehr gut J!

Ein paar letzte Worte

Jedes Alter hat seine individuellen Herausforderungen und Vor- und Nachteile. Die erste Reise (Jakobsweg/Spanien) hatte ich voll gestillt und eine der größten Herausforderungen war, ihn zum Duschen mal „abzulegen“. Er war viel zu wild auf Körperkontakt, konnte sich aber weder umdrehen, noch selbst sitzen. Bei der nächsten Reise (Transsib usw.) konnte er sich drehen und alleine sitzen und hat sich ein bisschen selbständiger beschäftigt. Die Beikost-Beschaffung fand ich allerdings ziemlich nervig. Bei der dritten Reise (Australien) hat er das Krabbeln gelernt, war zwar viel eigenständiger, aber auch sehr viel mobiler und unberechenbarer. Außerdem musste ich Milchpulver und Fläschchen plötzlich koordinieren. Bei der vierten Reise (Mauritius) konnte er laufen und ich war das erste Mal mit ihm unterwegs, als ich bereits abgestillt hatte. Bei den Flügen ist er also nicht „mal eben so“ an der Brust eingeschlafen. Gleichzeitig war es unendlich cool, ihn einfach nur beim Spielen im Sand am Strand zu beobachten und zu denken „was für ein großer Junge!“ Und bei der fünften Reise (Südkorea) musste ich hauptsächlich koordinieren, wo ich meinen „Laufling“ getrost laufen lassen kann. Das war bei Sehenswürdigkeiten und in Parks. Im Straßenverkehr und unterwegs von A nach B ist er dann gerne wieder zum Ausruhen in der Babytrage gesessen und zum zufriedenen Tragling geworden. Ich bin gespannt, wie die nächsten Reisen laufen. Und ich bin mir sicher, dass auch ICH noch lange nicht ausgelernt habe!

Bei unserer Hochzeit hieß es „Happy wife, happy life!“…aber genauso lässt es sich auf den Nachwuchs übertragen: „Happy parents à happy children!“ Und wenn wir als Eltern für unsere Kinder daheim schon der Mittelpunkt sind, so stellen wir unterwegs erst Recht den Mittelpunkt dar. Nervosität lässt sich sehr schnell übertragen, die Kleinen haben da echt unglaubliche Antennen! Im Zweifelsfall Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen und darauf vertrauen, dass sich schon wieder alles einrenkt, auch wenn es mal nicht nach Plan läuft! Außerdem…üblicherweise ist die Umwelt noch 10x hilfsbereiter, wenn man mit Kind unterwegs ist. Ich hatte immer das Gefühl, gewissermaßen in den Genuss von „Welpenschutz“ zu kommen. Und wenn mal was zu organisieren ist, dann ist die Babytrage einfach Gold wert: Sie bietet Nähe und Geborgenheit und gibt uns Raum sowie ein paar freie Hände, um gewisse Dinge zu organisieren. Für mich einfach die eierlegende Wollmilchsau, mein Kind tragen zu dürfen und ihn nah bei mir zu haben. Auch, wenn ich kurzzeitig gedacht hatte, dass das Leben mit Nachwuchs vorbei wäre, so sage ich nun, dass es einfach nur anders, aber in jedem Fall eine Bereicherung ist. Dank unserer KOKADI Babytrage  hatte ich immer das Gefühl, dass mein Kleiner ganz selbstverständlich mitläuft und an meinem Leben teilhat. Ich durfte so viele positive Erfahrungen sammeln und feststellen, dass sich beim Reisen nicht viel verändert hat – nur, dass ich jetzt eben die Welt aus den Augen meines Sohnes zusätzlich entdecken darf! Inklusive einiger Spielplätze und noch viel mehr persönlichen Begegnungen unterwegs!

Und jetzt genießt euer Leben, genießt die kostbare Zeit mit euren Lieblingen J! Macht, was euch Freude bereitet! Und immer dran denken: "KOKADI verbindet!" 

Eure Verena aka „Mama Weltenbummel“

P.S.: Welche weiteren, ultimativen Tipps für unterwegs habt ihr sonst noch auf Lager?